System-Bild 3_13

Joseph Marsteurer setzt sich in seinem vielfältigen Werk mit Grundfragen der Malerei und des Malerischen auseinander. Seine Bilder ist nicht Abbild von Welt, sondern ein zwei- oder dreidimensionales Feld, in dem eine eigene Ordnung von Formen und Farben relevant ist. Der Künstler nimmt die visuelle Wirklichkeit des Mediums ernst und vertritt einen Malereibegriff, der auf Selbstreferenzialität basiert. Die Farbe und der Pinselstrich werden selbst zu Inhalten: Der Pinselstrich wird zum Inbegriff des Malerischen, wie auch zum Ursprung des Performativen. Die Farbe versucht nicht, die Realität zu imitieren, sondern sie wird zur Sache selbst, zur Substanz und kann ihre ästhetische Wirkung in ihren materiellen Eigenschaften als eigenständiger Sinnesreiz entfalten. „Kein Bild wird an der Oberfläche dieser Malerei sichtbar, vielmehr handelt es sich in diesen Werken um eine Form der Dekonstruktion des Malerischen“, betont Günther Holler-Schuster. „Die Malerei täuscht hier die konventionelle Form des Gemäldes vor, bedient sich des Pinselstrichs und chromatischer Wirkungen, ist aber am Ende auf Plexiglasplatten gewickelte Plastikfolie, womit die Aspekte Licht und Schichtenauftrag angedeutet sind.“ (1) Der Künstler geht wie ein Forscher vor und analysiert mit Neugierde und Akribie die einzelnen Bestandteile und Materialien, um sie dann in aufwendigen malerischen Installationen zu inszenieren. Die Arbeit „System Bild 3_132“ ist ein Materialbild mit Pinselstrichen und Farbbahnen in variablen Zuständen. Marsteuer fertigt transparente Acrylfarbbahnen an, die er vermisst, wiegt und archiviert, bevor er sie auf eine Acrylglasplatte anbringt. Das für die Betrachter*innen sichtbare, visuell ansprechende Ergebnis ist nur ein Teil des konzeptionell ausgelegten Werks.
Günther Oberhollenzer

(1) Günther Holler-Schuster, Joseph Marsteurer: Farbstreifen, gelegt, gewickelt Text zur Ausstellung in der Reinisch Contemporary Art Gallery Graz, 2019, gefunden auf: www.reinisch-graz.com, Stand: 10. März 2022.