Ohne Titel
Künstler/in
Gerlinde Wurth
(Wien 1933)
Datierung1977
Material/TechnikDispersion, Sand auf Hartfaserplatte
Maße83,5 x 103,2 x 3,7 cm
InventarnummerKS-21697
ProvenienzAnkauf erfolgte aus Mitteln der Galerienförderung
BereichKunst – Malerei
Beschreibung
Als Autodidaktin hatte Gerlinde Wurth ihren künstlerischen Weg mit einem Kurs am Wiener Schillerplatz in der berühmten Klasse der Volkshochschule von Gerda Matejka-Felden begonnen. Angeregt durch einen ihrer Lehrer, Paul Meissner, und unterstützt durch ihre Freunde Karl Anton Fleck und Hans Staudacher, hatte sie in den 1960er-Jahren mit Schütt- und Zellenbildern begonnen, die den Blick in eine abstrakte Landschaft öffnen. Farblich reduziert und in der Formensprache zurückgenommen, bereitet sich bereits hier ihr Hang zur Vereinfachung vor. Konzentration und Wiederholung bestimmen in der Folge die Arbeit von Gerlinde Wurth. Sie fokussiert auf jene Elemente, die für sie das Wesen der Malerei beschreiben: Farbe, Form, Material. Mit ihren Materialbildern der 1960er- und 1970er-Jahre erobert sie den stillen Raum der Reduktion. Die titellose Arbeit aus dem Jahre 1977, monochrom in Weiß gehalten, spielt sensibel mit farblichen Tonlagen und Oberflächenstrukturen. Gerlinde Wurth begründet Impulse ihrer künstlerischen Arbeit mit Erlebnissen klanglicher Natur. Sie erzählt, dass oberhalb ihres Arbeitsplatzes – sie war als kaufmännische Angestellte bei der Klavierfabrik Hofmann & Czerny tätig – täglich Klaviere gestimmt, Stunde um Stunde der gleiche Ton angeschlagen wurde (1). Dies führte die musikalisch Interessierte zum Minimalismus etwa von John Cage. Seine zurückgenommene Kompositionsform fand ein Äquivalent im Rhythmus der Farbnuancen ihrer Malerei. 1979 vollzieht sie einen radikalen Bruch in ihrem Werk. Sie beschränkt sich von nun an auf die Arbeit mit Papier, das sie seriell bearbeitet, indem sie mit Tusche und Feder Strich an Strich, Punkt an Punkt und Raster an Raster aneinanderreiht. Mit täglich einem Blatt entsteht seit mehr als vier Jahrzehnten ein umfangreicher Werkblock von erstaunlicher Konsequenz. Mit diesem einzigartigen Konzept steht sie im Kontext konkreter Kunst, die im Österreich der Nachkriegsjahre mit Namen wie Helga Philipp, Hildegard Joos, Inge Dick, Marc Adrian oder Richard Kriesche verbunden wird.
(1) Gerlinde Wurth im Gespräch mit der Autorin, März 2022.
(1) Gerlinde Wurth im Gespräch mit der Autorin, März 2022.
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SignaturRS re., o., sign.: "G.Wurth"
PA-392
2013
- Marlene Streeruwitz
- Lina Streeruwitz