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Landessammlungen Niederösterreich
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Penthouse / Jailhouse 12
Landessammlungen Niederösterreich
© Landessammlungen NÖ / Künstler*in

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Penthouse / Jailhouse 12

Künstler/in Helmut Rainer (Amstetten 1953)
Datierung2012
InventarnummerKS-21695/1-3
Beschreibung
Helmut Rainers Werkgruppe Penthouse/Jailhouse ist von Giovanni Battista Piranesis erstmals 1749/50 in Rom veröffentlichter Radierfolge Carceri d’invenzione (Kerker der Fantasie) inspiriert. In den Carceri erforschte Piranesi die Möglichkeiten der Perspektive und der räumlichen Illusion, wobei er das Medium der Radierung virtuos bis an seine Grenzen ausreizte. Nicht zuletzt deshalb wurden die Carceri zu einem der einflussreichsten Werke der Druckgrafik überhaupt. Unzählige bildende Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Filmemacher:innen ließen sich von ihnen zu eigenen Schöpfungen anregen. Piranesis Werke stellen unrealistische architektonische Strukturen dar, die wenig mit tatsächlichen Gefängnissen seiner Zeit zu tun hatten. Gitter, Ketten und Folterinstrumente sind wie Theaterrequisiten in den Innenräumen der Gefängnisse verteilt. Analog konstruiert Helmut Rainer seine skulpturalen Objekte rund um verschiedene Modelle von Mäusefallen. Eine Parallele unter vielen, denn in beiden Werken verschwimmen räumliche Maßstäbe und Dimensionen und es wird ein Gefühl des Ausgeliefertseins evoziert, die Angst wird zur geronnenen Form. Gattungsgrenzen verschwimmen, ebenso jene zwischen Strukturen der Fantasie und der Realität. Vielsagend ist der Titel, den Helmut Rainer seinen Objekten gab. Penthouse/Jailhouse beinhaltet in seiner Doppelstruktur selbst den Effekt eines Kippbildes: Bürgerliche Dachgeschosswohnung oder Gefängnis? Oder beides zugleich? Eine Paradoxie, die gesellschaftskritisches Potenzial in sich trägt, wie es bereits den negativen Architekturutopien Piranesis zugeschrieben wurde. Auf Blatt 16 seiner Carceri trägt eine Säule das Livius-Zitat „carcer ad terrorem increscentis audaciae“ (1), ein Gefängnis zum Schrecken der wachsenden Vermessenheit. Schon Michel Foucault wies in seinem Buch Wahnsinn und Gesellschaft darauf hin, dass es in Zeiten ökonomischer Krisen zu einer deutlichen Zunahme an Internierungsanstalten kommt. Und auch Rainer stellt die Frage nach Leben, die in Unordnung geraten sind: in bürgerlichen Räumen der Gegenwart, die zum Gefängnis der Fantasie wurden.
Susanne Watzenboeck

(1) Vgl. Hermann Bauer, „Rezension zu: Ulya Vogt-Göknil, Giovanni Battista Piranesis Carceri“, in: Kunstchronik, Bd. 12, Nr. 7, 1959.
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