FEMALE FACETS (Small Size)
Künstler/in
Michaela Spiegel
(Wien 1963)
Datierung2008
Material/TechnikDVD, Tintenstrahldruck auf Büttenpapier
Maße21 x 15 cm
InventarnummerKS-14737/1-56
ProvenienzAnkauf erfolgte aus Mitteln der Galerienförderung
BereichKunst
Beschreibung
Zentrales Sujet der künstlerischen Arbeit von Michaela Spiegel sind gesellschaftliche Rollenbilder von Weiblichkeit, die sie in verschiedensten Medien dekonstruiert. In der Videoreihe FEMALE FACETS widmet sie sich in filmischen Studien den historischen Frauenfiguren Anna Freud, Marie Bonaparte, Josephine Baker, Alma Mahler-Werfel und Wallis Simpson. Mit Ausnahme von Josephine Baker werden alle Frauen in den Kurzfilmen von Michaela Spiegel selbst verkörpert. Inhaltlich thematisieren die Filme spezielle Persönlichkeitsaspekte der betreffenden Frauen – Eigenheiten wie eine Schwäche für Süßes oder Glitzerndes werden aus der historischen Vergessenheit geholt und zum tonangebenden Motiv in den Filmen. Die videografische Inszenierung ist dabei bewusst sinnlich-lasziv. Die Frauen bewegen sich, ihrer Körperlichkeit und Sexualität sichtlich bewusst, zu den unterschiedlichen Musikstücken, die die Videos untermalen. Jedoch bleiben die Bilder vergleichsweise unscharf, da jeweils zwei Videospuren übereinandergelegt wurden. Spiegels feministische Kritik bezieht sich dabei auf die meist monodimensionale Darstellung von Frauen in der patriarchal geprägten (Kunst-)Geschichtsschreibung. In der Überbetonung scheinbar unwichtiger charakterlicher Details steckt somit eine Ausgleichsbewegung, die charakterliche Widersprüchlichkeiten zulassen und eine neue Perspektive auf die Frauen eröffnen will. Die porträtierten Frauen gingen allesamt als Musen in die Geschichte ein und wurden somit vor allem dahingehend beurteilt, welche schöpferischen Impulse sie in einem männlichen Anderen vermeintlich auszulösen imstande waren. Mit den Worten „a muse ment“ untertitelt Spiegel daher auch ironisch-kritisch eines der ausgedruckten Schwarz-Weiß-Videostills, die die Filme begleiten. Spiegel entzieht die Frauen einer sexistischen Lektüre als Inspirationsquellen, kontextualisiert sie nicht im Lebenslauf eines männlichen Gegenübers und zeigt so, dass der Diskurs über Identität – hier im Speziellen jener über weiblich gelesene Personen – ein Prozess ist, der im stetigen Wandel seine einzige Konstante findet.
Susanne Watzenboeck
Susanne Watzenboeck
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