Landschaft bei Nappersdorf II

Herbert Boeckl zählt zu den wichtigsten Vertretern des österreichischen Expressionismus der zweiten Generation, wobei sein Spätwerk die Hinwendung zur internationalen abstrakten Malerei bezeugt. Das Thema Landschaft ist ein wichtiger Aspekt im Schaffen Herbert Boeckls, eine besondere Rolle spielt hierbei die Verwandlung der Natur durch die Mittel der Malerei, was mit einer Abkehr von der realistischen Wiedergabe der Wirklichkeit einhergeht. Ein anschauliches Beispiel ist die als flächiges Farbmosaik dargestellte „Landschaft bei Napperdorf II“. Das Werk ist einerseits im Kontext abstrakter Tendenzen nach 1945 zu sehen, andererseits aber auch vor dem Hintergrund der Erzberg-Serie von 1948, die ihrerseits auf Boeckls intensive Auseinandersetzung mit Paul Cézanne verweist. Die Landschaft mutiert dabei zu einem flächigen Farbmosaik, das eine Reihe kubistischer Erfahrungen beinhaltet und eine radikal veränderte Landschaftswahrnehmung demonstriert: Natur wird hier nicht als absoluter Wert vermittelt, sondern ist vielmehr Gegenstand künstlerischer Überlegungen, die in einem komplexen, das Naturvorbild abstrahierenden Form- und Farbgefüge münden. Die Realität der Farbe und ihrer Form löst die Realität der Landschaft ab und stellt somit ein Äquivalent zur naturgegebenen Erscheinung dar. Kunst ist in diesem Sinne für Boeckl nicht ein Gleichnis für Natur, sondern deren Fortsetzung.