Äquivoke Evolutionen Nr. 30
Künstler/in
Hildegard Joos
(Wien 1909 - 2005 ebenda)
Datierung1977
Material/TechnikAcryl auf Leinwand
Maße162 × 129,5 cm
InventarnummerKS-14063
BereichKunst – Malerei
Beschreibung
Hildegard Joos zählt zu den Pionierinnen der geometrisch-abstrakten Malerei. Aufgrund ihrer internationalen Erfolge hat sie seit den 1970er-Jahren dazu beigetragen, der konkreten Kunst in Österreich überregionales Ansehen zu verleihen. Sie studierte von 1940 bis 1949 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, zunächst bei Wilhelm Dachauer, später bei Sergius Pauser, und besuchte darüber hinaus den Abendakt bei Herbert Boeckl. Studienkolleginnen waren in dieser Zeit u.a. Maria Lassnig, Kiki Kogelnik und Christa Hauer, mit der sie später die Frauenkooperative IntAkt gründen sollte. Hildegard Joos wandte sich schon in den frühen 1960er-Jahren, als noch vielerorts dem malerischen Expressionismus gehuldigt wurde, einer konkret-konstruktiven Formensprache zu. Anregungen dazu erhielt sie zweifellos bei ihren zahlreichen Aufenthalten in Paris, wo sie ab dem Jahr 1959 mit ihrem Ehemann Harold Joos über Jahrzehnte ein Atelier betrieb. Ihre wesentliche Prägung erfuhr Joos im Pariser Konstruktivisten-Salon Réalités Nouvelles, in den sie 1972 aufgenommen wurde. Die Serie der Äquivoken Evolutionen entsteht ab Mitte der 1970er-Jahre und visualisiert Motive wissenschaftlicher Forschungen. Abstrahierte Wabenmuster oder Netzstrukturen nehmen Anleihen bei Zellmutationen oder morphogenetischen Abläufen, wobei das Interesse der Künstlerin vorrangig auf geometrisch bestimmten Formentwicklungen und -veränderungen liegt. In dem Gemälde Nr. 30 entfalten sich auf schwarzem Untergrund weiße Linienstrukturen als räumliche Geflechte, die sich, von der oberen und unteren Bildkante aus betrachtet, spiegelbildlich wiederholen und in der Mitte aufeinandertreffen. Hildegard Joos, deren umfangreiches Œuvre für viele konkrete Kunstschaffende der jüngeren Generation zur Inspirationsquelle wurde, erhielt 1987 den Würdigungspreis der Stadt Wien und 1990 jenen des Landes Niederösterreich. Sie ist Trägerin des Ehrenkreuzes 1. Klasse für Wissenschaft und Kunst in Österreich.
Gerda Ridler
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