schwarz/weiß (Horizontale)

Die künstlerische und programmatische Maxime „weniger ist mehr“ wird vornehmlich von der minimalistischen Kunst vertreten. Die Minimal Art entstand in den frühen 1960er-Jahren in den USA als Gegenbe¬wegung zur gestischen Malerei des Abstrakten Expressionismus. Ihre wichtigsten Protagonisten wirkten mit ihren zentralen Gestaltungsgrundsätzen wie Bedeutungsver¬weigerung, Entsubjektivierung, Reduktion auf einfache geometrische Formen sowie der Verwendung von Materialien, die den Charakter von Industrieprodukten haben, nachhaltig auf nach¬folgende Künstlergenerationen ein. Die konzeptuelle und reduktive Kunst von Leo Zogmayer kann in dieser Tradition gesehen werden. Die Hinterglasmalerei schwarz/weiß (Horizontale) entstand 2006 für seine monografische Ausstellung in der Kunsthalle Krems. Die rechteckige Glasplatte wird von vier schwarzen horizontalen Linien unterteilt, wodurch fünf unterschiedlich große Abschnitte entstehen. Eine Proportionalität zwischen den einzelnen Flächen lässt sich nicht erkennen. Zogmayer setzt seine Werke mit ihrer formal reduzierten Formensprache meist in Beziehung zur Umgebung, in der sie präsentiert werden und lässt sie mit dem jeweiligen architektonischen Kontext kommunizieren. Das Werk verwehrt sich ansonsten jeglicher illusionistischer, metaphorischer oder symbolischer Lesart. Der eingangs zitierte Sinnspruch von William von Ockham, einem der großen Philosophen des europäischen Mittelalters, lässt sich daher gut auf die Arbeit von Zogmayer anwenden. Er ist ein Plädoyer für das Prinzip der Sparsamkeit und die Kunst der Reduktion. Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann. Leo Zogmayer gelingt es, an einem Extrempunkt der Reduktion etwas Originäres zu schaffen. 2019 hat Leo Zogmayer im Außenbereich der Landesgalerie Niederösterreich den Schriftzug WENN ICH KUNST SAGE MEINE ICH DAS GANZE installiert und regt damit zum Nachdenken über die Rolle von Kunst und ihre Bedeutung für unsere Gesellschaft an.
Leo Zogmayer