Mexican. Haarabschneidesitz

Peter Sengl hat schon in jugendlichen Jahren zu malen begonnen und eine umfassendes wie unverwechselbares Werk geschaffen. Dabei greift er auf einen vielfältigen Fundus an Bildmotiven zurück, die er mit Neugierde und Leidenschaft über viele Jahre gesammelt hat. Im malerischen Prozess lässt er sich von Szenen aus der medialen Unterhaltungsindustrie, von den Bildfragmenten aus Film und Fernsehen und besonders gern von kunstgeschichtlichen Werken inspirieren. Er macht sich die Motive zu eigen, montiert sie zu grotesken, oft überbordenden Bilderfindungen und versetzt scheinbar Vertrautes in einen neuen, überraschenden Kontext. So entstehen bizarre, technoide und sexuell aufgeladene (Alp-)Traumwelten, die eine Vielzahl von Assoziationen hervorrufen. In stets kräftigen, kontrastreichen Farben sehen wir Tiere und Menschen, gefangen und verstrickt in einem obsessiv anmutenden System von Verklammerungen. Das Thema Mensch und Maschine zieht sich wie ein roter Faden durch Sengls Werk. Häufig sind seine Figuren festgeklammert und zurechtgerückt. Mit Stäben und Schrauben wird eine bestimmte, nicht selten ausladende Pose fixiert, gerade Akteurinnen erscheinen oft gefesselt, von Stäben durchbohrt, in Gestänge und Verschraubungen eingezwängt. In den abstoßend anziehenden Wunderkammern erscheinen die mechanischen Gerätschaften wie Körperprothesen oder künstliche Erweiterungen des menschlichen Organismus. In den Jahren 1993/94 setzt sich Sengl in einer Bilderserie mit dem Werk der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo auseinander, fasziniert von ihren eindrücklichen, selbstreflexiven Bildnissen. In der Arbeit „Mexikan. Haarabschneidesitz“ werden der Künstlerin durch einen seltsamen mechanischen Apparat ihre langen Haare geschnitten. Das hat etwas Beklemmendes. Schmerz, Leid und Lust verschmelzen in einen schwerelosen Zwischenzustand.
Günther Oberhollenzer