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Landessammlungen Niederösterreich
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Turnverein Mistelbach
Landessammlungen Niederösterreich

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Turnverein Mistelbach

ObjektnameTanzordnung
Datierung1906
InventarnummerVK-26622
Beschreibung
Die Ballspende zeigt die Verflechtung der Turnvereine und der deutschnationalen Bewegung auf. Schon bei der Begründung der Turnerbewegung als sportliche Betätigung durch den „Turnvater“ Jahn war der Sport ideologisch konnotiert. Im Vordergrund stand die nationale Willensbildung und Ertüchtigung zur Verteidigung der sich bildenden Nation. Die „Kulturnation“ (in diesem Fall die Deutsche) musste für den „Ernstfall“ körperlich gestärkt werden.
Folglich entstanden, beispielsweise im heutigen Niederösterreich, vielerorts Turnvereine, die dezidiert deutschnational ausgerichtet waren. Am Turnverein Mistelbach lässt sich diese Geschichte beispielhaft aufzeigen. Der Verein wurde 1868 gegründet; anfänglich dürfte die deutschnationale Gesinnung weniger im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit gestanden haben, denn erst 1896 veröffentlichte der Verein feierlich, dass dieser seit August 1894 „judenrein“ sei und im Jänner 1896 einen „“ in die Statuten übernahm. Dies geschah sogar vor der Übernahme eines solchen im Turngau , der Dachorganisation der deutschen Turnvereine. (Ostdeutsche Rundschau 30.1.1896). Im Jahr 1895 feierte der Turnverein die Sonnenwende, die auch später im Nationalsozialismus verklärt und gefeiert wurde. So feierte der Turnverein Mistelbach die Sonnenwende mit einem Trommelmarsch, dem Anzünden des Feuers und dem Gesang deutschnationaler Lieder, wie dem Lied „Flamme, empor!“. (Ostdeutsche Rundschau 28.6.1895).
Ein weiteres Zeichens für die Verbindung des Turnvereines Mistelbach mit der deutschnationalen Bewegung ist die Datierung der Ballspende auf der Innenseite "20. Hartung 2019/1906". Der "20. Hartung" meint den 20. Jänner. Diese Zeitrechnung wurde von Georg von Schönerer eingeführt und erinnert an die Schlacht von Noreia bei Klagenfurt im Jahr 113 v. Chr, dem ersten Sieg der germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen über die Römer. Diesen Sieg sah Schönerer als Anlass die christliche Zeitrechnung durch eine germanische zu ersetzen und wurde auch vom Turnverein Mistelbach getragen.
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