Bild

Mit dem allgemeinen Titel Bild scheint Thomas Reinhold hier von vornherein klarzustellen, dass es keine Botschaften von außen sind, die in seiner Malerei eine Rolle spielen. Es sind innerbildliche Prozesse, die den Künstler mit den ureigensten Mitteln der Malerei beschäftigen. Auffallend sind die Schichten in dichten Lagen, die seine Bilder dieser Jahre ausweisen. Sie sind von komplexen Kompositionen, einer reichen Farbgebung und vielfältigen Formen gekennzeichnet. Viele Farben sind es auch, die sein Bild von 2018 bestimmen: Blau, Orange oder Schwarz in den unteren Ebenen, Weiß und Grün im Vordergrund. Linien bestimmen vor allem die unteren Lagen, die einem strengen orthogonalen Raster zu folgen scheinen, der jedoch durch einzelne Flecken immer wieder verdeckt wird. Dominant und quasi bildbestimmend ist die große Formation im Vordergrund, die Details früherer Schichten überdeckt und wie eine sich auflösende Wolke das Bild horizontal zu durchqueren scheint. Man kann sich den Entstehungsprozess des Werkes gut vorstellen, der einerseits auf Vorzeichnungen und Überlegungen des Künstlers beruht, andererseits dem Zufall geschuldet ist; denn das Rinnen der geschütteten Farben ist nicht immer kontrollierbar, auch wenn die Schüttrichtungen der Farben vorgeplant und angelegt sind. Es ist ein Austarieren zwischen dem Gestischen und dem Kalkül, zwischen dem Prozess der Entstehung und dem Endprodukt, zwischen der Zeit und dem späteren Stillstand. Den Gegenstand meiden die Bilder, dennoch möchte man sie ungern als abstrakt bezeichnen, scheinen sie doch reich an Erzählung, die sich in viele Details erstreckt. In diesen dürfen wir uns aber nicht verlieren, sondern sollen wohl im Fluss des Gesamten verbleiben, mit dem das Gestische im Bild spürbar bleibt und bisweilen sogar filmische Dimensionen annimmt.
Susanne Neuburger