Hauer
Künstler/in
Josef Kern
(Schiefer 1953)
Datierung2009
Material/Techniksiehe Einzeleinträge
Maße250,3 × 60,2 × 5,8 cm
InventarnummerKS-24495/1-2
BereichKunst
Beschreibung
Josef Kern gilt als einer der wesentlichsten Vertreter der figurativen Malerei in Österreich, meist wird er den Neuen Wilden zugerechnet. Im Relief Hauer von 2009 widmet er sich jedoch einer anderen Kunstgattung: der Bildhauerei. Aus heutiger Sicht scheint die Bezeichnung des „Bildhauers“ antiquiert, ist sie doch historisch in enger Verbindung mit der physisch äußerst anspruchsvollen Tätigkeit des Behauens von Stein zu denken. Kerns Relief hingegen ist aus Lindenholz gefertigt und mit Kreide sowie stellenweise Silber überzogen. Es zeigt in den oberen zwei Dritteln eine gehende Rückenfigur mit silbernem Helm und einem hammerähnlichen Werkzeug, darunter befinden sich vier Reliefszenen. Die vegetabilen Formen des Jugendstiles, das flache Relief der japanischen Lacquer-Kunst und das Format französischer Boiserie-Paneele des 18. Jahrhunderts sind nur einige der kunsthistorischen Assoziationen, die das Werk zulässt. Auch die niederländische Malerei im Stile Pieter Brueghels des Älteren ist in gedanklicher Nähe, in manchen Reliefwerken Kerns auch die surrealen Bildwelten von Hieronymus Bosch. Am klarsten drängt sich wohl der Gedanke an die skulpturale Tradition der Frührenaissance auf, wie beispielsweise an Nanni di Bancos Quattro Santi Coronati in Orsanmichele in Florenz. Nicht nur folgt Kern demselben Prinzip der Raumeinteilung, indem der obere Teil des Ensembles die Hauptfigur zeigt. Ähnlich ist auch die szenenhafte Abfolge im unteren Teil. Di Banco thematisiert in den Reliefszenen der Basis die dreidimensionalen Künste der Bildhauerei und der Architektur. Und auch Josef Kern zeigt uns mit seiner Hauptfigur einen Menschen, dessen weit auskragender linker Fuß gemeinsam mit seiner Bewegung in den Bildraum hinein die Ideen der Dreidimensionalität sowie einer künstlerischen Realität spürbar werden lassen. Architektonische Versatzstücke finden sich in den untersten beiden Tafeln, wo sie mit menschlichen Figuren verschmelzen. In welcher Zeit, in welcher Kultur sich diese Menschen befinden, bleibt mysteriös – vielleicht darf man sie als Elemente eines fiktiven, vielschichtigen Sinnbilds für die Frage nach der eigenen Identität als Künstler lesen.
Susanne Watzenboeck
Susanne Watzenboeck
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