ohne Titel
Künstler/in
GELITIN (GELATIN)
(gegr. 1995)
Datierung2011
Material/TechnikPlastilin auf Holz
Maße140 × 140 × 1 cm
InventarnummerKS-22770
BereichKunst – Plastik / Skulptur
Beschreibung
Seit der Antike wurden die bildenden Künste definiert durch Analogien zur Dichtkunst, im Zentrum stand dabei zumeist die Nachahmung der Natur. Kunst und Kunsttheorie sind bis heute von diesem Paradigma beeinflusst, so gibt es beinahe keinen kunsttheoretischen Text oder kunstkritischen Diskurs, der den Begriff der „Mimesis“ unerwähnt lässt. Imitare il naturale (das Natürliche nachahmen) war ein Hauptanliegen der Kunst der Frühen Neuzeit; zahllose Schriften attestieren den Künstler:innen Virtuosität in der Imitation, ja im Übertreffen der Natur. Die Landschaft und das Stillleben, die nature morte, etablierten sich als künstlerische Gattungen, aufs Engste mit verschiedenen kulturellen und religiösen Konzepten des Natürlichen verwoben. Bis zum heutigen Tag hat die Auseinandersetzung der Kunst mit der Natur und ihrer Darstellung nicht aufgehört, sich weiterzuentwickeln und im Kontrast zur maniera, der Künstlichkeit, und der invenzione, der künstlerisch-intellektuellen Erfindung, ständig neu zu definieren.
In diesem Sinne verschränkt das Künstlerkollektiv Gelitin in seinem 2011 entstandenen titellosen Werk scheinbar Gegensätzliches: Plastilin, ein synthetisches Material, wird zur Darstellung einer bunten, üppigen Blumenwiese genutzt. Traditionellerweise ist Plastilin ein Material, das zum Modellieren und zum Modellbau verwendet wird – es kommt also zum Einsatz, bevor etwas anderes nach seinem Vorbild konstruiert wird. Materialinhärent ist also eine umgekehrte Reihenfolge der Mimesis. Zudem kommt Plastilin zur Förderung der Kreativität und Motorik im pädagogischen Bereich zum Einsatz. An Kindlichkeit und Naivität lässt auch die laute, schwirrend-bunte Farbigkeit des Werkes denken. Auf den zweiten Blick streifen die Gedanken Konzepte von Kitsch und dem verführerischen Potenzial der Pop-Art. Die bildliche Wahrheit der Natur liegt dabei weit entfernt von naturgetreuer Repräsentation – viel eher ist sie im Prinzip der Lebendigkeit des Bildes im Moment seiner Rezeption zu finden. Gelitin bieten einen ironisch-skeptischen Blick – einen der ältesten Topoi der Malereigeschichte – und plädieren dabei für einen Naturalismus der Erfahrung statt für einen der Optik.
Susanne Watzenboeck
In diesem Sinne verschränkt das Künstlerkollektiv Gelitin in seinem 2011 entstandenen titellosen Werk scheinbar Gegensätzliches: Plastilin, ein synthetisches Material, wird zur Darstellung einer bunten, üppigen Blumenwiese genutzt. Traditionellerweise ist Plastilin ein Material, das zum Modellieren und zum Modellbau verwendet wird – es kommt also zum Einsatz, bevor etwas anderes nach seinem Vorbild konstruiert wird. Materialinhärent ist also eine umgekehrte Reihenfolge der Mimesis. Zudem kommt Plastilin zur Förderung der Kreativität und Motorik im pädagogischen Bereich zum Einsatz. An Kindlichkeit und Naivität lässt auch die laute, schwirrend-bunte Farbigkeit des Werkes denken. Auf den zweiten Blick streifen die Gedanken Konzepte von Kitsch und dem verführerischen Potenzial der Pop-Art. Die bildliche Wahrheit der Natur liegt dabei weit entfernt von naturgetreuer Repräsentation – viel eher ist sie im Prinzip der Lebendigkeit des Bildes im Moment seiner Rezeption zu finden. Gelitin bieten einen ironisch-skeptischen Blick – einen der ältesten Topoi der Malereigeschichte – und plädieren dabei für einen Naturalismus der Erfahrung statt für einen der Optik.
Susanne Watzenboeck
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SignaturRS sign., dat., numm.: "GELATIN 2001 / (?) / # 1465"
PA-394
2012
- Robert Reszner
PA-797
2021
- Siegrun Appelt