Der hl. Augustinus
Künstler/in
Franz Anton Maulbertsch
(Langenargen 1724 - 1796 Wien)
Datierungum 1770
Material/TechnikÖl auf Leinwand
Maße60,5 x 32,6 cm
InventarnummerKS-17310
BereichKunst – Malerei
Beschreibung
Altarblatt, Der heilige Augustinus
Entwurf für ein Seitenaltarbild der Augustinerkirche in Korneuburg bei Wien.
Das kleine Ölbild zeigt stark skizzenhaften Charakter und verweist durch seinen oberen, rundbogigen Abschluss auf seine Funktion als Entwurf für ein Altarblatt. Der Heilige Augustinus ist als Verfasser seiner Schriften gezeigt. Er thront in der Bildmitte und wendet sich während des Schreibens in einer spontanen Bewegung nach links, zum göttlichen Licht, das seine Inspiration versinnbildlicht. Währenddessen präsentiert ihm ein heranschwebender Engel sein Manuskript zur weiteren Niederschrift. Augustinus wird von einem jungen Diakon zu seiner Rechten flankiert, zu seiner Linken drängt anbetendes Volk herbei. Der Heilige ist kostbar gekleidet und durch Mitra und
Stab als Bischof von Hippo gekennzeichnet. Er war einer der einflussreichsten Theologen und Philosophen der christlichen Spätantike und hat das Denken des Abendlandes wesentlich geprägt. Er gilt als einer der vier lateinischen Kirchenväter.
Der Hauptszene in der Bildmitte werden im oberen und im unteren Bilddrittel weitere Szenen beigefügt: In der Himmelszone sind schemenhaft Gottvater mit der Weltkugel und der auferstandene Christus zu sehen, im unteren Abschnitt die zu Fall gebrachten Häretiker, die durch einen Blitzstrahl vernichtet werden, der aus den Schriften des Augustinus auf sie niederfährt. Die Farbigkeit der Skizze zeigt hauptsächlich braun-rote und schwarze, erdige Töne, aus denen ein kräftiges Blau und pastoses Weiß hervorleuchten. Die Skizzenhaftigkeit des Werkes ist sehr hoch, da die Pinselschrift sehr offen und dadurch spontan und dynamisch wirkt.
In Kenntnis von Maulbertschs malerischem Oeuvre wird schnell klar, dass es sich bei der
vorliegenden Skizze um den Entwurf zu einem der Seitenaltarbilder der Augustinerkirche in Korneuburg handelt. Das Werk ist gemeinsam mit zwei weiteren für Maulbertsch dokumentiert und wird in seinem ersten Werkverzeichnis erwähnt, das 1771 in den „Allergnädigst privilegierten Anzeigen“ erschien (Nr. 12, 18. September). Dort wird aufgelistet, dass Maulbertsch „zu Korneuburg drey Altarblätter“ ausgeführt habe. Die anderen zwei zeigen die hll. Odo und Rochus, das vierte gilt als Arbeit von Maulbertschs Malerkollegen Felix Ivo Leicher. Auch bei den dokumentierten Werken ist die Mitarbeit seiner Werkstatt anzunehmen. Vom ehemals vorhandenen Skizzenmaterial ist bislang keine weitere Ölskizze aufgetaucht. Einzig vom Altarbild des hl. Augustinus gibt es eine kleinformatige Kopie des Maulbertsch-Schülers Josef Winterhalder d. J. im Stadtmuseum von Bozen und eine Paraphrase dazu vom selben Künstler in der Mährischen Galerie in Brünn (Inv. Nr. Z. 2333).
Vergleicht man das Altarblatt mit der Skizze, so tritt deren notizhafter Charakter noch deutlicher zutage, da erst im großen Format die Bildgegenstände in ihrer Gesamtheit lesbar werden. Komposition und Bildelemente wurden beibehalten, die Lichtführung kam im Altarbild weitaus subtiler zur Ausführung – das lässt sich beispielsweise beim Hinterstrahlen des Kopfes des Diakons oder dem Aufleuchten des großen Engels beobachten.
Die vorliegende Skizze gehört zu einer sehr kleinen Gruppe eigenhändiger Werke des Meisters, die einen ebenso spontanen, formauflösenden Pinselstrich zeigen. Nahezu zeitgleich entstand eine Skizze der Steinigung des hl. Stephanus (Wien, Belvedere), die mit Maulbertschs Auftrag in Györ zusammenhängt. Ein verwandtes Stilbild findet sich in einigen Entwürfe für Druckgraphiken, z.B. zum Guckkastenmann, in einer unvollendeten Grisaille von Dejanira und Nessus (Wien, Albertina) oder im Entwurf für eine Allegorie auf Kaiser Joseph II. (Wien, Belvedere).
Monika Dachs-Nickel
Entwurf für ein Seitenaltarbild der Augustinerkirche in Korneuburg bei Wien.
Das kleine Ölbild zeigt stark skizzenhaften Charakter und verweist durch seinen oberen, rundbogigen Abschluss auf seine Funktion als Entwurf für ein Altarblatt. Der Heilige Augustinus ist als Verfasser seiner Schriften gezeigt. Er thront in der Bildmitte und wendet sich während des Schreibens in einer spontanen Bewegung nach links, zum göttlichen Licht, das seine Inspiration versinnbildlicht. Währenddessen präsentiert ihm ein heranschwebender Engel sein Manuskript zur weiteren Niederschrift. Augustinus wird von einem jungen Diakon zu seiner Rechten flankiert, zu seiner Linken drängt anbetendes Volk herbei. Der Heilige ist kostbar gekleidet und durch Mitra und
Stab als Bischof von Hippo gekennzeichnet. Er war einer der einflussreichsten Theologen und Philosophen der christlichen Spätantike und hat das Denken des Abendlandes wesentlich geprägt. Er gilt als einer der vier lateinischen Kirchenväter.
Der Hauptszene in der Bildmitte werden im oberen und im unteren Bilddrittel weitere Szenen beigefügt: In der Himmelszone sind schemenhaft Gottvater mit der Weltkugel und der auferstandene Christus zu sehen, im unteren Abschnitt die zu Fall gebrachten Häretiker, die durch einen Blitzstrahl vernichtet werden, der aus den Schriften des Augustinus auf sie niederfährt. Die Farbigkeit der Skizze zeigt hauptsächlich braun-rote und schwarze, erdige Töne, aus denen ein kräftiges Blau und pastoses Weiß hervorleuchten. Die Skizzenhaftigkeit des Werkes ist sehr hoch, da die Pinselschrift sehr offen und dadurch spontan und dynamisch wirkt.
In Kenntnis von Maulbertschs malerischem Oeuvre wird schnell klar, dass es sich bei der
vorliegenden Skizze um den Entwurf zu einem der Seitenaltarbilder der Augustinerkirche in Korneuburg handelt. Das Werk ist gemeinsam mit zwei weiteren für Maulbertsch dokumentiert und wird in seinem ersten Werkverzeichnis erwähnt, das 1771 in den „Allergnädigst privilegierten Anzeigen“ erschien (Nr. 12, 18. September). Dort wird aufgelistet, dass Maulbertsch „zu Korneuburg drey Altarblätter“ ausgeführt habe. Die anderen zwei zeigen die hll. Odo und Rochus, das vierte gilt als Arbeit von Maulbertschs Malerkollegen Felix Ivo Leicher. Auch bei den dokumentierten Werken ist die Mitarbeit seiner Werkstatt anzunehmen. Vom ehemals vorhandenen Skizzenmaterial ist bislang keine weitere Ölskizze aufgetaucht. Einzig vom Altarbild des hl. Augustinus gibt es eine kleinformatige Kopie des Maulbertsch-Schülers Josef Winterhalder d. J. im Stadtmuseum von Bozen und eine Paraphrase dazu vom selben Künstler in der Mährischen Galerie in Brünn (Inv. Nr. Z. 2333).
Vergleicht man das Altarblatt mit der Skizze, so tritt deren notizhafter Charakter noch deutlicher zutage, da erst im großen Format die Bildgegenstände in ihrer Gesamtheit lesbar werden. Komposition und Bildelemente wurden beibehalten, die Lichtführung kam im Altarbild weitaus subtiler zur Ausführung – das lässt sich beispielsweise beim Hinterstrahlen des Kopfes des Diakons oder dem Aufleuchten des großen Engels beobachten.
Die vorliegende Skizze gehört zu einer sehr kleinen Gruppe eigenhändiger Werke des Meisters, die einen ebenso spontanen, formauflösenden Pinselstrich zeigen. Nahezu zeitgleich entstand eine Skizze der Steinigung des hl. Stephanus (Wien, Belvedere), die mit Maulbertschs Auftrag in Györ zusammenhängt. Ein verwandtes Stilbild findet sich in einigen Entwürfe für Druckgraphiken, z.B. zum Guckkastenmann, in einer unvollendeten Grisaille von Dejanira und Nessus (Wien, Albertina) oder im Entwurf für eine Allegorie auf Kaiser Joseph II. (Wien, Belvedere).
Monika Dachs-Nickel
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