Ohne Titel (Madonna)
Künstler/in
Johannes Domenig
(Villach 1963)
Datierung2003
Material/TechnikKnochen, Polyurethan
Maße150 x 35 x 25 cm
InventarnummerKS-17164
BereichKunst – Plastik / Skulptur
Beschreibung
Der Kärntner Künstler Johannes Domenig lebt seit einigen Jahren in einem mächtigen „Vierkanter“ in Niederösterreich. Einer der vielen vom Bauernstand verlassenen Höfe, mitten im hügeligen Mostviertel, umgeben von Wiesen, Feldern und Birnbäumen. Mit Sorgfalt und großem Aufwand hat er ihn über Jahre hinweg renoviert und zu einem Atelier, Archiv, Ausstellungs- und Wohnraum behutsam umgebaut. Während der Sanierungsarbeiten ist er immer wieder auf Relikte aus der Vergangenheit gestoßen: bäuerliches Arbeitsmaterial, alte Küchen- und Wirtschaftsgeräte, Andachtsobjekte, Zähne, Knochen, Stall- und Abfallprodukte. Eine Sammlung von Alltagobjekten, die in ihrer bescheidenen Schönheit und mit ihrer Patina auch von der Härte und Rauheit der Geschichte dieses Ortes zeugen.
Domenig bewertet und sortiert die Fundstücke mit seiner eigenen künstlerischen Gesetzmäßigkeit und lädt die Arrangements mit neuer Bedeutung auf. Seine künstlerischen Interventionen, seine Ordnungs- und Rastersysteme, in die er Objekte und Produkte aus der Natur einfügt, stellen Fragen an die Zivilisation und zeigen Bezüge auf. Reliquienhaft erscheint das Objekt Madonna, das sich aus Knochenteilchen zusammenfügt. Ist es der Reiz des Materials oder alleine die Schönheit der Fundstücke und ihrer Geschichte, die den Künstler bewegt? Man spürt die Anspielungen auf eine strenge, kompromisslose Gläubigkeit. Ein Memento mori als Verweis auf Tod und Vergänglichkeit, als ständige Kontrolle des bäuerlichen Lebens. Ein Andachtsbild, das nicht heilsversprechend, sondern mahnend jede Daseinsfreude bedroht. Die Ambiguität dieser Figur löst in ihrer magischen Schönheit und stillen Frömmigkeit bei näherer Betrachtung erschreckende Assoziationen aus: Tod und Verderben, Zerfall und Vergessen. Und doch steckt zugleich etwas Schelmisches in der Figur. Domenig hat dem Fundmaterial neues Leben eingehaucht. Die Endlichkeit ist noch nicht am Ende angelangt. Die Madonna blickt milde und blass – zusammengesetzt aus Resten verstorbener Lebewesen – auf uns nieder.
Christiane Krejs
Domenig bewertet und sortiert die Fundstücke mit seiner eigenen künstlerischen Gesetzmäßigkeit und lädt die Arrangements mit neuer Bedeutung auf. Seine künstlerischen Interventionen, seine Ordnungs- und Rastersysteme, in die er Objekte und Produkte aus der Natur einfügt, stellen Fragen an die Zivilisation und zeigen Bezüge auf. Reliquienhaft erscheint das Objekt Madonna, das sich aus Knochenteilchen zusammenfügt. Ist es der Reiz des Materials oder alleine die Schönheit der Fundstücke und ihrer Geschichte, die den Künstler bewegt? Man spürt die Anspielungen auf eine strenge, kompromisslose Gläubigkeit. Ein Memento mori als Verweis auf Tod und Vergänglichkeit, als ständige Kontrolle des bäuerlichen Lebens. Ein Andachtsbild, das nicht heilsversprechend, sondern mahnend jede Daseinsfreude bedroht. Die Ambiguität dieser Figur löst in ihrer magischen Schönheit und stillen Frömmigkeit bei näherer Betrachtung erschreckende Assoziationen aus: Tod und Verderben, Zerfall und Vergessen. Und doch steckt zugleich etwas Schelmisches in der Figur. Domenig hat dem Fundmaterial neues Leben eingehaucht. Die Endlichkeit ist noch nicht am Ende angelangt. Die Madonna blickt milde und blass – zusammengesetzt aus Resten verstorbener Lebewesen – auf uns nieder.
Christiane Krejs
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Objektname: Kupferstich
RG-187
1671
PA-794
2021
- Kateřina Šedá