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VergrößernPDFFeedbackPermalinkhttps://www.online.landessammlungen-noe.at/objects/235958
80 Blatt glatt DIN A 4
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80 Blatt glatt DIN A 4

Künstler/in Szilvia Ortlieb (Székesfehérvár 1965)
Datierung2007-2009
Material/TechnikLimoges Porzellan
Maße9 × 28 × 20 cm
InventarnummerKS-15185
Beschreibung
Seit Ende der 1990er-Jahre beschäftigt sich Szilvia Ortlieb mit keramischer Bildhauerei, die sie aufgrund des gemächlichen Arbeitens mit Ton und Erde als Gegenpol zum hektischen Treiben unserer Zeit sieht. Steinzeug und Porzellan gehören zu den bevorzugten Werkstoffen der Künstlerin, deren Grenzen sie in Material und Technik immer aufs Neue auslotet. Ortlieb versteht es Menschen zu verblüffen, indem sich ihre scheinbar weichen Objekte erst bei näherem Betrachten als Keramiken erweisen. Handschuhe, Unterwäsche, Fahrradschläuche, Schwammtücher oder Papierbögen entpuppen sich als Kunstwerke, bei unterschiedlichen Temperaturen, je nach Notwendigkeit, gebrannt. „Indem ich Dinge des Alltags künstlerisch aufbereite, beraube ich sie ihrer Funktion.“, sagt die Künstlerin im Gespräch. Mit großer Freude beobachte sie immer wieder Menschen, die trotz Verbot mit dem Finger auf ihre Arbeiten klopfen, um sich Klarheit zu verschaffen. Mit Bedacht hat die Keramikerin bei den Papierstößen die Oberflächen matt belassen und auf eine Glasur verzichtet, um die Haptik des Papiers spürbar zu erhalten. Die in flüssiges Porzellan getauchten Blätter bleiben im Verband nicht in der Fläche, sondern definieren als aufgestapelte Blöcke nach DIN-Normen ausgerichtete unterschiedlich große kubische Räume. Grundsätzlich geht es Ortlieb zwar um die formale Beschäftigung mit Fragestellungen nach Struktur, Raum, Zeit und Licht. Das Öffnen weiterer inhaltlicher Ebenen ist der Künstlerin jedoch ebenso wichtig. Anders präsentiert steht bei den Papierkuben nicht mehr die Erforschung formaler Aspekte wie Körper, Raum, Zwischenraum, umschließen und umschlossen sein im Mittelpunkt der Überlegung. In Kombination mit anderen Porzellanobjekten wie einem Telefon, Stiften, Radiergummi, Stempel, einem Tacker und einer Löschwiege ändert Ortlieb im September 2015 in einer Ausstellung im Kunstraum Arcade in Mödling unversehens Kontext und Interpretation. Die Papierberge werden vor dem Hintergrund der flüchtenden Menschen aus Syrien zu Aktenbergen, unbearbeiteten Asylanträgen und zum Inbegriff einer europäischen Flüchtlingspolitik, die in mancherlei Hinsicht bürokratischer nicht sein kann.
Hartwig Knack
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