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Landessammlungen Niederösterreich
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Ein Lied von Michael Ambros auf die neuen geschorenen Gassenkehrerinnen in Wien.
Landessammlungen Niederösterreich
CC BY-NC 4.0

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Ein Lied von Michael Ambros auf die neuen geschorenen Gassenkehrerinnen in Wien.

ObjektnameFlugblatt
Verfasser/in Michael Ambros
Datierung13.8.1782
Material/TechnikPapier
Maße18,5 × 23,3 cm
InventarnummerRG-415
Inschriften
1. O Mädchen! die ihr voll Erbarmen
Durch Gäßchen, und durch Gassen schleicht,
Und Amorn oft in lüstern Armen
Um Geld ein morsches Opfer reicht,
Die ihr auf jeden Pfiff, und Hufter
Flur, wie der Wind am Fenster steht,
Es sey dann Hofnarr oder Schufter;
Kommt, daß ihr ein Spektakel seht.

2. Schaut, wie die Schwestern ganz geschoren,
Als kämen sie erst auf die Welt,
Mit kalen Köpfen neugeboren
Sich paar und paar zusammengestellt,
Schaut her, wie Lischen ungepudert,
Und ungeschminket durch die Stadt
Mit ihrem neuen Besen rudert,
Sie, die sonst Frauendienst vertrat.

3. Wie artig steht doch der Nanette
Die Allamodekutten an,
Nur Schade, daß sie mit der Kette
Sich nicht recht wohl vertragen kann.
Wer mit geschornen Kopf, und Nacken
Die allerliebsten Kinder sieht,
Der schwört, sie wären Stockpolacken,
Und wenigst Seraphs Ordensglied.

4. Die Baberl nur zur Luft geschaffen,
Die manchen Werktag sanft durchschlief,
Doch Nachts mit Männern, und mit - Affen
Bey kühler Luft durch Haine lief,
Wie artig steht ihr auf den Gassen
Der funkelneue Besen an;
Hat sich aus Demuth scheeren lassen,
Daß sie bequemer kehren kann.

5. Die Julerl, Freundin der Studenten,
Und was ihr oft das Schicksal gab,
Legt auch, die Schwestern nicht zu schänden,
Ihr Brautleib, und die Haare ab,
Ergreift dafür den neuen Besen,
Die Julerl, die mit einem Wort
Der Arbeit niemal hold gewesen,
Die kehret itzt, wie Teufel, fort.

6. Schaut dort die blonde Sepherl spritzen,
Die arme Sepherl war gewohnt
Den ganzen Tag hübsch still zu sitzen,
Ach! daß man dieses Rind nicht schont!
Herr Sekretär, wie doch, zum Schinder!
So lösen sie ihr Mädchen aus;
Sie schlichen ja wie armer Sünder
Des Tags, oft dreymal in ihr Haus.

7. Ihr Spötter! Höret auf zu lachen,
Bedaurt der Mädchen bittern Lohn;
Ihr pflegt ja selber mitzumachen,
Ihr wischt das Maul, und lauft davon,
Ihr fühlet keine weitern Plagen;
Die Mädchen sperrt man groß und klein
Und ohne nach Beruf zu fragen
Ins sankt Antoni Kloster ein.

8. Allein ihr Herrn! (Respekt dem Stande)
Es sey Student, Abbee, Soldat,
Der etwa bey der Zwilcherbande
Ein artiges Polakel hat,
Seyd gutes Muths, hört auf zu trauern,
(Ich sehe zwar, es ist euch bang)
Doch wüßt, dergleichen Moden dauern
Zu unsern Zeiten niemal lang.

Ist zu haben bei Franz Leopold Grund, burgl. Buchbinder nächst dem St. Stephanshauptthore; wie auch bei Tomien nächst der Peterskirche; bei Franz Ohl am Kärntherthore; bei Ignaz Linhart am Kohlmarkt der Engelsapotheke gegenüber; dann im Tobaksgewölbe auf dem Judenplatz neben der Flucht in Egipten; und im Tobaksgewölbe im Schlossergässl.
Landessammlungen Niederösterreich
Objektname: Medaille
LK-NM-2057
1895